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RENATE DONE
B ă r ă g a n 17. Juni 1951
Menschen werden aus ihren Häusern vertrieben, brutal in Viehwaggons gezwängt, mit wenigen Habseligkeiten, in der Bărăgansteppe, auf freiem Feld, ausgesetzt, hilflos, jeder auf sich allein gestellt.
Kahle Ebene so baumlos, so weit, verloren, wie öde Wüste sie scheint. Die Erde ausgedörrt von der Sonne sengendem Feuerball, nachts steppengleich die Kühle wallt. Nichts, was menschlich Dasein hier verspricht, die gelbe Erde überall aufgesprungen ist. Ringsum nichts, nur entfernte Horizonte kein Baum, nur Steppengräser verdorrte. Keine Vögel sind am Himmel zu sehen, kein Insektensummen zu hören, wie weit sie auch gehen… Kein Brunnen, kein Bach, keine Wasserstelle, keine labende Quelle, in dieser sengend heißen Hölle. Die Stille tut nicht gut, birgt Schmerzen und Entsetzen, beherrscht den verlassenen Ort, wie viel Mut kann dieses Weh ersetzen?
Wird menschliches Leben hier möglich sein? Warum musste das alles sein?
Still sitzt die Familie in der fremden Heide verschwitzt, ohne Wasser, mit verschmutzten Kleidern, hoffnungslos starrt jeder vor sich hin, kann diese Ödnis sein das Endziel? Die Großmutter hält fest die Bibel in der Hand, sie ist ihr letztes Hoffnungspfand. „Warum Oma hat man uns hierher verbannt?“, fragt das Kind, ängstlich und leise, „es wird schon irgendwie weitergehen“, antwortet die Greisin, weise.
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Eine Trappgans erscheint in der Ferne sie scheint zurückgeblieben, in der Ebene ohne Leben. Verschwindet bald, wie gekommen und dann wieder der leere Horizont und die Luft brennt staubig und heiß wie von tausend Sonnen. Nirgendwo in der Ferne finden die Augen ein Ziel, wohin sich der Blick auch wendet, so viel Hoffnungslosigkeit, zu viel, zu viel!
September 1951: Mit grausamer Gewalt stürzt sich der Crivătz - der schreckliche Wind - auf das Reich der Disteln, bringt Himmel und Erde durcheinander, vermengt Wolken und Staub, nimmt den Vögeln den Lebenshauch, versetzt die Menschen in Schrecken. Und schon sind sie unterwegs, die Disteln, mit ihren Samen die Erde bedecken. Man lebt mit ihnen, Mensch und Tier, so ist das hier …
Dezember 1954: Keine Weihnachtsfeiern, keine Geschenke, keine Gottesdienste, draußen ein Inferno von Eis und Kälte. Der schneereichste Winter aller Zeiten, als möchte er den Menschen noch mehr Sorgen bereiten. Mensch und Tier in der Eishölle gefangen, die Tapferen harren aus, in dieser Welt voll Kummer und Graus. Es sterben die Alten und die Kranken, die unterernährten Kinder auch, wie hält man das aus?
1956 - Nach fünf Jahren: Die Banater verlassen die Steppe, Erleichterung setzt ein im nu, die ratternden Zugräder schleppen die schwer GEPRÜFTEN der vertrauten Heimat zu.

volumul Zoriale eternităti, apărut la editura Castrum de Tymes, Giroc, 2025
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