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HERBERT-WERNER MÜHLROTH
Requiem für Roxy
In meinen verzweifelten Nächten nach Roxys Ermordung bat ich Roxy mitunter, mir ein Zeichen zu senden. Einen derart tiefen und anhaltenden Schmerz hatte ich bis dahin lediglich beim Tod meines Vaters empfunden. Letzte Nacht ist Roxy mir im Traum erschienen. Es war das erste Mal seit ihrem Tod, daß ich wieder, am nächsten Tag, außerhalb arbeiten mußte. Und ich dachte schon im Voraus, wie einsam es sein würde, abends von der Arbeit nach Hause zu kommen, ohne dort Roxy anzutreffen, die mich immer erwartet hatte. Sie stieg immer in den Kofferraum und aufs Autodach, wo sie die von mir erhaltenen Katzenbonbons genoß. Als sei sie sich gleichsam bewußt gewesen, daß der morgige Tag erneut schwer für mich werden würde, zeigte sie sich mir in der Nacht davor in meinem Traum. Es schien mir gar nicht, als ob ich schliefe, mir war, als schliefe ich gar nicht, sondern sei einfach nur wach. Ich schritt voran und mit einem Male erblickten meine Augen Roxy. Sie war so wunderschön und bezaubernd wie immer. Sie thronte da wie eine Königin, die sich ihrer Schönheit bewußt war. An ihrer linken Seite hatte sie zwei mitteljunge Kätzchen, welche ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich aussahen. Roxy stammte aus einer Norweger-Zucht und hatte, bevor sie im Tierheim landete, ein Mal Junge bekommen. Hinter Roxys Rücken lag auf einem Regalbrett ein getigertes Jungkätzchen auf dem Rücken. Das waren also Roxys Kinder. Roxy hatte mir ihre Familie vorgestellt. Sie blickte zu mir mit ihrem milden, sanften Blick, der mich immer zum Dahinschmelzen brachte. Sie sah mir in die Augen und in diesem Augenblick verschmolzen unserer beide Seelen für die Ewigkeit. Dieser Augenblick, dieser Augen-Blick bedeutet ALLES. Ich weiß nun mit Sicherheit, daß Roxy weiterlebt, daß sie in meinem Herzen aufgehoben ist bis in alle Ewigkeit. Leider nicht mehr in meinem physischen Leben, sondern in dem Reich, in dem die Seele herrscht. Daran glaube ich mit aller menschlichen Zuversicht, zu der ich imstande bin. Denn Roxy war, was sage ich: ist mein Seelentier, ja, sie war ein Schutzengel, welcher zu mir gesandt wurde. Roxy, mon amour, ich fühle mich gebenedeit durch Deine Liebe, deine Treue, Deine Schönheit, ja Dein ganzes Dasein, welches Du großzügigerweise an meiner Seite verbringen wolltest, das Du mir zum unschätzbaren wie unersetzbaren Geschenk gemacht hast.
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