Gerhard Konnerth

                                                                                                              

Web Design

 

                                gerhard_konnerth - alt                                                                                                                         

         GERHARD KONNERTH
                                 

    Habent sua fata libelli oder So haben die Büchlein
                              ihr Schicksal
      Persönliche Betrachtungen zu dem zweisprachigen
           Gedichtband „Rot/roșu" von Christel Ungar


      Dass ich diese besinnlichen Zeilen über Christel Ungars schmalen, von Beatrice Ungar ins Rumänische übertragenen Gedichtband „Rot/roșu" – zu dem Nora Iuga das berückende Vorwort geschrieben hat –, dass ich also meine Hommage an Christel Ungar, die Dichterin, aber auch an ihre Schwester Beatrice, die Übersetzerin, mit diesem zweiten Teil des Verses des römischen Dichters Terentianus Maurus (Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.) beginne: (Pro captu lectoris) habent sua fata libelli / (Ganz wie der Leser sie fasst,) so haben die Büchlein ihr Schicksal, dass ich also diese Betrachtungen damit beginne, kommt daher, dass dieser Band seit seiner unvergesslichen Vorstellung im Festsaal der ASTRA- Bibliothek (am 19. Juni 2016, im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals) auf meinem Schreibtisch liegt.

      Unvergesslich, weil der lyrisch-künstlerische Teil des Vortrags von der begnadeten Christel Ungar als geschätzte Fernseh-Programmgestalterin und Moderatorin, als Allrounderin der Deutschen Fernsehsendung schlechthin, höchst-selbst gestaltet worden ist. Und zudem, weil dabei erst folgende hilfreiche Mitwirkung den vollen Strom der Verwirklichung erlebbar gemacht hat: die Zusammenarbeit der sensiblen Künstlerin mit Polyhymnia, der Muse des ernsten Gesanges und des Tanzes, mit Thalia, der Muse der heiteren Dichtkunst und des Lustspiels – vertreten durch die Schauspieler und Vortragskünstler Daniel Plier (deutsch) und Mariana Mihu-Plier (rumänisch) – und in Sonderheit mit Erato, der Muse der Lyrik, vor allem der erotischen Poesie, die mit ihrer göttlichen Hand nicht allein die Freude und das Staunen der Teilnehmer zusammengehalten, sondern sich zugleich auch des Schicksals dieses Büchleins angenommen hat.
      Mitgenommen und gelesen habe ich den Gedicht- band – wie wohl die meisten von den anderen vermutlich auch – sofort nach seiner Vorstellung durch Nora Iuga, die große, ewig junge Dame auch unserer Dichtung – dankbar für diesen Schatz an Schönheit und Weisheit über die Liebe, über das Glück und die Kraft, aber auch über die Einsamkeit der Liebe. Und ich habe dabei das Gefühl gehabt, als sei dieser Schatz an Tiefe und Reinheit des Empfindens immer

schon dagewesen: Du hast mich entzündet /nur um meinen Scheiterhaufen/auflodern zu sehen/nun brenn ich in deinem Blick ... (Strohfeuer Feuersbrunst). Wenn solche Bekenntnisse den Eindruck sich aufdrängen lassen, die reife Dichterin gehe nun sehr klug mit ihrer Liebe um, ohne Einengung und Erdrücken, ohne Leiden und Verzicht, unverwundbar und beglückt, so sprechen im Unterschied zu diesen Zeilen die meisten anderen Gedichte unverhüllt subjektiv eine innere Verfassung aus, die ein ganz anderes Blickfeld ausmacht. Denn Bilder der äußeren und der inneren Verwundbarkeit rufen eine widerspruchsreiche Gefühlslage hervor, und der Übergang von den beängstigenden Fragen zum Zweifel, von der Hoffnung zur Enttäuschung lassen die Vorstellung von Resignation, Leiden und Verzicht aufkommen und nehmen der Liebe die Kraft und die Tiefe der Erfüllung. So im Gedicht Vergesslich oder der in den knappen Zeilen des Gedichts Abhängig, in denen das künstlerische Bild, auf eine Grundmetapher konzentriert, Ausgangspunkt für einen Vergleich ist und – so Nora Iuga in ihrem Vorwort zum Gedichtband – an ein Haiku erinnert: Gehst du von mir/hänge ich im Nichts/wie die Fäden/in einem/Hopfenfeld/im Herbst.
      Wenn man nun beim Lesen solcher und anderer Zeilen meinen möchte, die auch solche Empfindungen preisgebende Dichterin zweifle an der Macht der Liebe, so sollten die Bilder der Gefühle und der persönlichen Liebesfähigkeit der Dichterin hingegen erkennen lassen, dass sie durch die Intensität ihrer Gefühlshingabe an das Wesentliche ihres Lebens gestoßen ist. So fühlt und erlebt sie die Stimmungen und Ahnungen der Liebe, der sie sich ganz hingibt, als Metapher des Grenzenlosen, als ob etwas Göttliches eingreifen würde, dem ihre Seele Raum gibt. Erkennen lassen die Verse allerdings keine leidenschaftliche Hingabe an die Liebe ihres Lebens, sondern vielmehr das Bild der Liebe als einer vergeistigten menschlichen Grundsituation.
      Wenn es nun aber wundern sollte, dass – im Unterschied zu den Bildern von der Liebe als Offenbarung und Erlösung – gerade dieses Bild der Liebe kontrastiert wird mit der Metapher einer anderen tiefen menschlichen Problematik, die in den einzelnen Gedichten immer wieder sichtbar wird, der möge bedenken, dass zu den überschaubaren innerseelischen Erfahrungen der Liebe nicht allein die Wahrheit und das Glück der Liebe gehören, sondern ebenso auch oder vielmehr die Verinnerlichung der Schatten des Lebens, ja sogar die vom Tod beschatteten tragischen Seiten der Liebe.
      Deutlich wird dabei allerdings, dass die Dichterin nicht der Furcht vor dem Tod verfällt, sondern dass die geistige und gefühlsmäßige Intensität vielmehr in der Bewusstheit des Nicht-mehr-lieben-Könnens liegt: Mit jedem Tag/ohne deine Worte / rückt mir der Tod näher./Wäre nicht die Unruhe, die sich dagegenstemmt /mit jedem Windhauch Knochen für Knochen belebt,/würde die Kälte/auch den heißesten Gedanken/erstarren lassen. (Warten)
      
Vor dem Hintergrund einer solchen bitteren Aufrichtigkeit ist von höchstem symbolischem Wert die gefühlsmäßige Intensität im Gedicht Rot, das dem Band auch den Titel gegeben hat. Er steht offen.…..........           

mehr....mai mult....

[HOME] [DESPRE REVISTA] [REVISTA] [Guenter Kunert] [Andrei Zanca] [Miron Kiropol] [Liviu Antonesei] [Vasile Gogea] [Mircea Pora] [Magda Ursache] [Serban Chelariu] [Nicolae Silade] [Mirela Roznoveanu] [Eugen D. Popin] [Livia Cotorcea] [Mircea Petean] [Marian Visescu] [Paula Barsan] [Muzeul diasporei] [Radu Ciobanu] [Petru Cretia] [Vasile Igna] [Laurian Lodoaba] [Renate Done] [Victoria Comnea] [Gheorghe M. Barlea] [Alexandru Cazacu] [Adrian Grauenfels] [Clelia Ifrim] [Florin Logresteanu] [Herbert-W. Muehroth] [Damaschin P. Buia] [Florentin Smarandache] [Gerhard Konnerth] [Diana Carligeanu] [Bianca Marcovici] [Christian W. Schenk] [Angela Burtea] [Mihai Merticaru] [COLECTIA] [BIBLIOTECA] [CONTACT] [REDACTIA] [IMPRESSUM] [LINKURI UTILE]